Stimmen

Ich nähere mich dem Haus, in dem Sorah mich massieren wird und bin aufgeregt und voller Vorfreude. Sorah sieht mich kommen und öffnet mir die Tür. Ich trete ein. Wir umarmen uns. Gleich kommt mir ein Duft von Orangen entgegen. Die Wärme des Raumes umfängt mich, sodass ich gerne Mantel, Schal, Mütze und Schuhe ablege. Sorah nimmt mir alles ab und hängt meine Kleider in den Schrank. Dann setzen wir uns in den Raum, den sie für uns vorbereitet hat, an eine kleinen niedrigen Tisch. Darauf steht eine Schale mit Weihnachtsleckereien. Auch dieser Raum riecht nach Orangen, ist wohltuend warm, eine große Wärmelampe strahlt gelbes angenehmes Licht aus. Sofort fühle ich mich aufgehoben und bin sicher, dass hier für mein Wohlergehen und für Wärme gesorgt wird.
Ich sitze da, sammele mich, nehme Raum ein.
Wir plaudern etwas, dann fragt sie mich, ob ich etwas zu mir, meinem Körper, meiner Sexualität erzählen, ob ich ihr irgendetwas mitteilen möchte, was wichtig ist, oder ob es etwas gibt, was ich mir wünsche, ob ich mir etwas erhoffe. Bei dieser Gelegenheit vertraue ich ihr an, dass ich mich so danach sehne, mich hinzugeben, wirklich loszulassen, die Kontrolle abzugeben. Dass ich Schwierigkeiten habe, wirklich abzuschalten, wenn mein Partner und ich uns lieben und ich Sorge trage, dass mir dadurch etwas abhanden kommt, weil ich mir mehr Gelassenheit und Hingabe wünsche, um mit mir selbst und schlussendlich auch mit ihm mehr in Verbindung zu kommen. Ich möchte mehr in meine weibliche Kraft kommen. Weiblich im archetypischen Sinne.
Sorah hat mir ein Sarong gegeben und mir angeboten, dass ich mich im Badezimmer ausziehen und mir dieses Tuch um meinen Körper wickeln kann. Erfreulicherweise hatte dieses Tuch eine Farbe, die mich seit zwei Jahren sehr anzieht. Königsblau! Ein Zufall, der Grund zum Feiern ist! In dieser Stimmung kleide ich mich für die bevorstehende Massage ein.
Als ich wieder im Massageraum ankomme, sehe ich, dass auch Sorah einen Sarong anhat. Ich lege mich auf die Massagebank und schließe die Augen. Ich werde sie die ganze Zeit geschlossen halten, um mich besser auf die Körperempfindungen zu konzentrieren und um mich sicherer zu fühlen. Nun geht es los. Sorah beginnt mit mir zu sprechen. Diese Worte und Sätze, die sich an mich richtet verstehe ich als eine Art Willkommensritual, als Hymne und Lobpreis an meinen Körper. Dann beginnt sie ganz sachte mich zu massieren. Sie hält meine Hände erst einmal liebevoll in den Ihren. Verweilt so. Ich bekomme Zeit, um mich zu spüren und um zu empfinden, wie sich meine Hände in ihren anfühlen. Dann werden sie massiert, ganz sanft mit ein wenig Druck. Ihre Hände sind seidenweich. Dann ein kräftiges Streicheln meiner Arme. Fließende Bewegungen. Ich genieße was ich empfinde. Es ist kein Bearbeiten der Muskeln wie bei einer klassischen Massage, sondern mehr ein Streichen über meinen Körper. Ich komme in einen Zustand der Gemütlichkeit. In dem Moment kann ich mich fallen lassen, denn ich vertraue und bin außerordentlich entspannt... Sie geht zu Gesicht und Kopf über, fährt mit ihren Fingern sanft durch meine Haare, massiert leicht meine Kopfhaut, streicht mir über Gesichtspartien und ich gebe mich hin, hin, hin...
Mein Tuch habe ich noch an.
Nun wendet sie sich meinen Füßen zu. Auch diese dürfen erst einmal gehalten werden. Durch ihre Hände Wärme bekommen. Dann werden sie etwas hin und her bewegt, gedehnt, gebogen. Und so geht es auch mit den Beinen. Kräftiges Streicheln, angenehme Empfindungen.
Nach einer Weile bittet sie mich darum, mich aufzusetzen. Ich sitze im Schneidersitz und sie hinter mir. Dann nimmt sie mich in die Arme und ich lehne mich mit meinen Oberkörper nach hinten, um mich in ihre Arme zu begeben. Ich spüre ihre warme Brust. Mit ihren Armen umschlungen wiegt sie mich sanft hin und her. Wie eine Mutter mit ihrem Kind. Ganz ruhig. Vertrauenswürdig. Sanft. Liebevoll. Zart und achtsam. Und ich bin entspannt und gleichzeitig überrascht. Das ist also die Massage. Und ich beobachte mich und stelle fest, dass es für mich gut so ist.
Dann ist es an der Zeit, dass ich mich auf den Bauch lege. Dabei entledige ich mich meines Tuchs, welches Sorah an sich nimmt. Damit streicht sie mir über den ganzen Körper und ich fühle es von oben bis unten kribbeln. Ich spüre, dass der Saum des Tuchs mit vielzähligen kleinen Perlenraupen verziert ist. Ahhh! Ein Hochgenuss. Nachdem Sorah dann ein wenig meine Beine massiert hat, schiebt sie sie sanft etwas auseinander und massiert meine Oberschenkel so, dass es gar nicht kitzelt. Ganz langsam nähert sie sich meinem Intimbereich. Und diese Entschleunigung ist gut für mich, denn ich kann mich an jeden Zentimeter gewöhnen, der berührt wird. Ich bin voller Vertrauen darüber, dass dieses Berührt werden weiterhin mit sicherer Hand und gleichzeitig langsam und achtsam voran geht, und dass ich immer die Möglichkeit habe zu sagen: Stop. Ihre Hand kommt nun an meinem Intimbereich an, legt sich erst einmal nur auf meine Vagina und verweilt dort. Ruhig und freundlich. Hmmm! Während ich weiterhin in entspannter Stimmung bin, werde ich neugierig...
Dann lege ich mich wieder auf den Rücken, und Sorah setzt sich vor mich auf die Massagebank, sodass ich meine Beine auf ihre Oberschenkel legen kann. Wir sind nun Oberschenkel an Oberschenkel, ich liege, sie sitzt. Dann beginnt sie langsam meine Vagina zu massieren. Auch hier wieder ein langsames und achtsames Herantasten an meinen nie so berührten Schoß. Erst werden die äußeren Schamlippen gewürdigt, und es fühlt sich an wie Samt. Ein weiches samtiges Fließen und so sanft und regelmäßig. Wunderbar angenehm. Ein Genuss.
Ihre Hände nähern sich langsam meiner Tiefe an. In kreisenden Bewegungen wandert der Finger immer mehr Richtung Eingang. Ganz, ganz langsam. Sachte. Die Zeit steht fast still und ich bin hochkonzentriert, um alles wahrzunehmen. Um meine Körperempfindungen intensiv zu spüren. Um jede
kleinste Regung in meinem Gewebe zu beobachten und zu genießen. Kleine kreisende Bewegungen, bis der Finger irgendwann verschwindet in mir. Jetzt kommt die Erregung. Sie fühlt sich wunderbar köstlich an. Mein ganzer Körper prickelt, ich bin ganz wach und eine warme und Energie durchströmt mich. Ich bleibe ganz ruhig, bewege mich nicht. Genieße meinen Körper, halte die Empfindung aus, platze schier. Ein langer großartiger Moment des pulsierenden Lebens. Köstlich. Ah! Wirklich köstlich... Vollkommener Genuss.
Genuss meiner Körperempfindungen, die aus mir heraus kommen. Keine Fantasien, nur reales Sein mit meinem Körper und ein Gefühl von Liebe und Freude. Ein Feiern meiner Sinne! Eine tiefe Zufriedenheit und Zärtlichkeit mir selbst gegenüber. Ich lächle mir selbst wohlwollend zu. Ja, nimm dir dieses beglückende berührt werden! Es ist so schön, dass ich einfach nur daliege und genieße, dass ich diese Empfindungen geschenkt bekomme, ohne dass ich selbst irgendetwas tun müsste. Ohne dass etwas von mir erwartet wird. Ohne dass ich einen Wunsch oder eine Sehnsucht von der anderen Seite wahrnehme. Ich darf mich einfach ausruhen. Dieser Moment ist für mich. Für mich allein. Da sind einfach diese wunderbaren Hände, die meinen Körper so berühren, dass alles grandios ist. Ich bin so dankbar und glücklich, dass ich solch wonnevolle Empfindungen erleben darf, die der Finger in mir auslöst, als er in mir drin bestimmte Stellen streichelt und massiert.
Irgendwann zieht sich der Finger, zieht sich die ganze Hand in Zeitlupentempo langsam von meinem Schoß zurück. Sanft würdigen die Hände nochmal den Bauch und meine Brust, wandern ein paar Mal mit kräftigen Streicheleinheiten hoch und runter von Bauch zu Brust, die so waren, dass ich ganz gemütlich und geborgen war.
Und dann deckt mich Sorah mit einer weichen Decke zu, weil sie weiß, dass mir schnell kalt wird. Ich bleibe noch einige Minuten liegen und entspanne mich. Sorah geht hinaus und ich bin erfüllt. So erfüllt von Liebe und Zuneigung. Frieden und Geborgenheit. Ich bin durchströmt von Glück. Als Sorah zurück kommt, und an mich heran tritt, nehme ich – immer noch liegend – ihre Hand und weine. Ich sage ihr, dass es so schön war. Und ich sage ihr, dass ich das Gefühl habe, als hätte ich ein Stück Würde zurück bekommen. Und dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, dass sich mein Schoß unter der Berührung einer Person so gut anfühlen kann. Dass überhaupt jemand mich auf diese Art und Weise berühren kann. Ich bin so glücklich darüber, dass ich in meinem Leben solch ein Erlebnis haben darf. Es kommt mir so vor, als ob das berührte Gewebe meiner Intimität ein bisschen Heilung erfahren hätte. Ja Heilung. Denn ich habe in meinem Leben viele unangenehme Berührungen ertragen. Auch Schmerz. So stark, dass ich mich übergeben musste. Und der Bereich in der Vagina und drum herum hat das nicht vergessen. Hat die unachtsamen Berührungen und daraus resultierende Schmerzen eingespeichert. Und jetzt, wo sie so, so zarte, wohltuende und behutsame Berührungen bekommen hat, ist meine Vagina wach und blüht. Eine Knospe ist aufgebrochen aus dem Schmerzpanzer. Und für einige Minuten strahlt und glüht sie. Ich bin vollkommen inspiriert. Und das Glühen geht noch stundenlang weiter.
Danke Sorah. Danke.
S. aus Tübingen
Es war mein Glück, dass ich Sorah als Gesundheitspraktikerin für Sexualität durch Zufall im Internet gefunden habe. Ich war auf der Suche nach einer Sexualtherapie, die mit Tantra und Körpertherapie zu tun hatte, um meine Heilung als Frau voranzubringen. Zu jener Zeit ging ich durch enorme Schwierigkeiten aufgrund einer zerbrochenen Ehe, die mich um meine sexuelle Verbindung zu mir selbst brachte.
Dies trug massgeblich dazu bei, dass meine Depressionen nicht mehr zu steuern waren. Die verschiedenen Arten von Meditationsübungen und andere Techniken der Selbstfürsorge, die ich praktizierte, halfen nicht mehr, um in meine Mitte zurück zu kehren. Obwohl zu jener Zeit mein Hauptanliegen, die Rückverbindung zu mir als sexuelle Frau war, habe ich für mich, durch die regelmässigen Sitzungen mit Sorah, entdecken können, dass ich dies nur lernen würde, wenn ich meinen ganzen Körper sprechen lassen würde.
Und weil ich mich selbst als eine 'eher kopflastige Person' erlebe, bedeuteten solche Prozeduren seit früher Kindheit eine grosse Herausforderung für mich. Sorah konnte mir mit reichlich viel an Mitgefühl und Verständnis begegnen und sie wusste vor allem, wie sie mich zu begleiten hatte, dass ich meine Eigenart zu schätzen lernen wagte, und damit auf meinem Weg sicherer wurde. Manchmal machte sie dies durch physischen Kontakt, indem sie ihren eigenen Körper, ihre Hände oder andere Objekte gebrauchte.
Ein anderes Mal erreichte sie mich durch ihre Worte und ein weiteres Mal half und unterstützte sie mich durch Präsenz, während 'es' durch mich hindurch floss. Es dauerte mehr als ein Jahr, indem ich mit Sorah regelmässigen Austausch hatte, um zumindest im Ansatz verstehen zu können, welchen Weg ich mit mir weiter gehen wollte. Als meine Begleiterin war Sorah äusserst akzeptierend, geduldig und verständnisvoll, was mir in meinem täglichen Leben hilft, diese Qualitäten mir selbst entgegen zu bringen.
Entgegen anderen spirituellen Lehrern, die ich auf meinen Reisen durch Indien und Europa kennen gelernt habe, tut Sorah nicht ihre eigenen Wahrheiten überstülpen, sondern lässt einen frei explorieren, während sie einen trotzdem in aller Achtsamkeit führt. Es war, als würde sie über mir wachen ohne zu intervenieren und mir trotzdem das nötigte Handwerkszeug reichen, wenn ich mich in Gefahr befand oder gerade nicht weiter wusste. Diese Kombination einer sicheren Begleitung und grosser Freiheit, hat für meinen Prozess gut funktioniert und ich habe das Gefühl bekommen, dass ich innerlich blühen kann, auch wenn im Aussen gerade alles verwelkt.
Eines der wichtigsten Einsichten war, dass 'mein sexuelles Selbst' nicht zu trennen ist von anderen Aspekten meiner Entwicklung. Es gab verschiedene Teile von mir, die Heilung benötigt haben und auch wenn sie offensichtlich nicht verwandt waren, spürte ich die Verbindung zwischen meinem Schoß, meiner Yoni und dem Rest meines Körper-Gehirns deutlich. Als ich diese Verbindungen in mir entdeckte und mir erlaubte diese verschiedenen Bereiche miteinander in Kommunikation zu tretten, fand ich zu einer innere Stärke, die mir so vorher noch nie bewusst war.
Ich wünschte, ich hätte eine Lehrerin wie Sorah bereits als Teenager oder sogar als junges Mädchen gekannt, während ich mir meines Körpers bewusst wurde und während ich darum kämpfte in meiner Umwelt Harmonie zu finden. Dies war jedoch nicht der Fall und deshalb fühle ich heute umso mehr Dankbarkeit, dass Sorah dafür da war, mir bei der Geburt eines neuen, freudvolleren Selbst beizustehen und dass ich durch sie gelernt habe es selbst zu bemuttern, während ich gleichzeitig mein inneres, kleines Kind von damals in den Armen behielt.
T. aus Indien
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